Was mich antreibt
Im tiefen Gras spielten wir als Kinder Verstecken, wir lagen auf dem Bauch und schauten dem Gekrabbel der Laufkäfer zu oder konnten einfach stundenlang vor dem Gebüsch liegen und das Summen und Wispern der Insekten hören. Das Lied der Feldlerche hoch über dem Acker und das Schwirren der Mauersegler waren Inbegriff des Sommers. Und heute? Orte zum Spielen und Erleben der Natur sind selten geworden, wie überhaupt Natur selten geworden ist. Selbst nach einer langen Autobahnfahrt finden sich kaum Insektenleichen an der Windschutzscheibe. Soll ich deswegen trauern oder lieber wütend sein? Ich glaube fest daran, dass es noch nicht 5 nach 12 ist, dass die rasanten Umweltzerstörung verlangsamt werden kann, dass der Klimawandel noch zu stoppen ist, dass der dramatische Artenschwund verzögert werden kann, ja sogar, dass in monotone Acker- und Asphaltwüsten wieder soviel Leben gebracht werden kann, dass auch meine Enkel wieder das Summen und Wispern der Insekten hören werden. Dafür lebe ich.
